TikTok Shop: Vom Tanztrend zum Social Commerce

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Heute am 31. März 2025 ist es soweit: TikTok startet TikTok Shop in Deutschland. Nutzerinnen und Nutzer können dann ihre Lieblingsprodukte nicht nur entdecken, sondern direkt in der App kaufen. Nach erfolgreichen Einführungen in Grossbritannien (2021) sowie Spanien und Irland (Ende 2024) wagt TikTok nun den Schritt in grössere kontinentale Märkte – gleichzeitig gehen Frankreich, Deutschland und Italien an den Start. Das Konzept dahinter bezeichnet TikTok als «Discovery E-Commerce», also ein Einkaufserlebnis, das Unterhaltung, Community und Shopping nahtlos verbindet.

TikTok Shop in Deutschland: Vom Entdecken zum Kaufen

TikTok Shop integriert verschiedene neue Funktionen direkt in die App, um das Einkaufen so einfach wie möglich zu gestalten:

  • Shoppable In-Feed-Videos & Live-Shopping: In normalen TikTok-Videos sowie während Live-Streams können Produkte markiert werden. Nutzerinnen und Nutzner kaufen diese mit nur wenigen Klicks direkt aus dem Clip. Live-Streams werden damit zur modernen TV-Verkaufsshow für die Generation TikTok.
  • Product Showcase im Profil: Händler und Marken können im eigenen TikTok-Profil einen «Schaufenster»-Bereich einrichten. Dort lassen sich Produktkacheln mit Bildern, Beschreibungen und Bewertungen präsentieren. Der Clou: Kauf ohne App-Wechsel – Nutzerinnen und Nutzer erwerben Produkte direkt über das Markenprofil.
  • Shop-Tab als Marktplatz: Ein neuer Reiter in der TikTok-Navigation wird in den kommenden Wochen ausgerollt. Dieser Shop-Tab fungiert als zentraler Marktplatz in der App, wo User gezielt stöbern, personalisierte Empfehlungen entdecken und sogar ihre Bestellungen verwalten können.
  • Shop Ads: TikTok führt auch eigene Werbeanzeigen für Shop-Angebote ein. Händlerinnen und Händler können so via TikTok Shop Ads ihre Produkte gezielt bewerben und die Shopping-Reichweite erhöhen.
  • «Fulfilled by TikTok» (FBT): Ganz in Amazon-Manier bietet TikTok den Verkäuferinnen und Verkäufer eine Logistiklösung an. Auf Wunsch übernimmt TikTok Shop die Lagerung, Verpackung, den Versand und Retouren. Händler können sich somit auf ihre Produkte konzentrieren, während TikTok den Rücken frei hält.
  • Sicherer Checkout: Der gesamte Bezahlvorgang findet innerhalb von TikTok statt. Dafür arbeitet TikTok mit vertrauenswürdigen Zahlungsdienstleistern zusammen, um einen reibungslosen und sicheren Checkout zu garantieren. Käufer müssen die App also nie verlassen, was Impulseinkäufe fördert.

Zum Deutschland-Start sind namhafte Partner und Marken an Bord. Grosse Player wie About You (Fashion), Cosnova (Beauty, z.B. essence), NIVEA (Beiersdorf) und der Kostümhändler Deiters nutzen TikTok Shop als erste. Gleichzeitig setzt TikTok bewusst auf kleine lokale Unternehmen und Start-ups, etwa Miralina’s Halal Sweets oder TEVEO, die authentischen Content mit Commerce verbinden. Insgesamt sollen Angebote von Mode und Beauty über Süsswaren bis Karnevalskostüme vertreten sein – ein breites Spektrum, das zeigt, wie vielfältig Social Commerce sein kann.

Wir freuen uns, mit TikTok Shop ein neuartiges Einkaufserlebnis zu schaffen, das Konsumentinnen, Verkäuferinnen und Creatorinnen und Creator miteinander verknüpft.

Max Burianek, Leiter TikTok Shop Deutschland

TikTok selbst erwartet ein enormes Potenzial: Jede/r Vierte in Deutschland könnte künftig über TikTok Shop erreicht werden. Schon heute tummelt sich eine riesige Community auf der Plattform, und der Hashtag #TikTokMadeMeBuyIt zeugt davon, wie TikTok-Inhalte Kaufentscheidungen beeinflussen. Influencerinnen und Influencer können an Verkäufen mitverdienen – laut Kurier erhält TikTok bis zu 5 % Provision pro verkauftem Produkt, und Creator können ebenfalls bis zu 5 % Provision bekommen. Erste Erfolgsgeschichten aus den USA und Asien klingen eindrucksvoll: Die chinesische Creatorin Zheng Xiangxiang verdient dem Vernehmen nach um die 14 Mio. US-Dollar pro Woche mit Live-Verkäufen. Westliche Märkte haben solche Dimensionen zwar noch nicht erreicht, aber TikTok Shop will Social Commerce hierzulande salonfähig machen.

TikTok Shop Frankreich Deutschland Italien

Warum (noch) nicht in der Schweiz und Österreich?

Auffällig am TikTok-Shop-Rollout: Während Deutschland, Frankreich und Italien im März 2025 bedient werden, gehen die Schweiz und Österreich leer aus. Offizielle Ankündigungen für diese Märkte fehlen bislang. Warum dieser Unterschied?

Für Österreich gilt laut einer Analyse des Kurier zunächst Abwarten: TikTok fokussiert sich auf die grösseren EU-Märkte und muss auch regulatorische sowie logistische Herausforderungen bedenken. Möglicherweise will man zuerst Erfahrungen in Deutschland sammeln, bevor kleinere Länder folgen. Die Nachfrage spielt ebenfalls eine Rolle – TikTok sondiert offenbar genau, wo das Produkt am besten passt. Deutschland bietet mit ~84 Mio. Einwohnern einen ungleich grösseren Markt als Österreich (~9 Mio.), was den Startaufwand besser rechtfertigt.

In der Schweiz ist die Lage etwas anders. Hier hat TikTok zwar eine enorme Nutzerschaft – 3,15 Mio. Menschen nutzen die App monatlich, über die Hälfte davon jünger als 25. Social Commerce birgt riesiges Potenzial: Schweizer Handels-Experten sehen TikTok als künftigen «grössten Beauty-Channel» und Chance für lokale Händler, junge Zielgruppen direkt zu erreichen. Dennoch rechnet der Handelsverband Swiss (Bernhard Egger) nicht mit einem TikTok-Shop-Start in der Schweiz vor Ende 2025. Ein Hauptgrund: TikTok hatte zuletzt viele Baustellen in den USA (bis hin zur Drohung eines Verbots) und dadurch Verzögerungen bei der Europa-Expansion. Nun rollt man die Shop-Funktion in ausgewählten EU-Ländern aus – die Nicht-EU-Schweiz könnte danach folgen, sobald Ressourcen frei sind und der DACH-Markt angelaufen ist.

Hinzu kommen mögliche regulatorische Unterschiede. Die Schweiz hat eigene E-Commerce- und Datenschutzregeln, die TikTok separat berücksichtigen muss. Vielleicht plant TikTok einen speziellen Ansatz für die Schweiz, zumal dort kein EU-Recht gilt – die Gründung von TikTok Switzerland GmbH in Zürich (dazu später mehr) deutet an, dass man das Land keineswegs ignoriert. Kurzfristig liegt der Fokus aber auf Deutschland als DACH-Leitmarkt. Österreich dürfte in der Warteschlange stehen – je nach Erfolg in den grösseren Nachbarn könnte eine Expansion 2025/2026 folgen. Offiziell bestätigt ist allerdings nichts. TikTok hüllt sich hier in Schweigen, was die Spekulationen antreibt.

TikTok Shop Bubble

TikToks Office in Zürich: Sprungbrett für Europa

Interessanterweise hat TikTok im Januar 2025, kurz vor dem Shop-Launch in Deutschland, ein neues Büro in Zürich eröffnet. Dieses TikTok Switzerland GmbH genannte Unternehmen wird von Thomas Wlazik, dem General Manager für TikTok DACH & Israel – Global Business Solutions, geleitet. Die strategische Rolle des Zürcher Büros ist unübersehbar: Es soll TikToks europäische Geschäfte stärken und als Dreh- und Angelpunkt in der Region dienen.

Anders als man vermuten könnte, geht es in Zürich nicht um die App-Entwicklung oder direkte Plattform-Moderation. Die Schweizer Niederlassung konzentriert sich auf Business-Operations: Marketing, Werbung, Public Relations sowie Sales und Partnerschaften stehen im Vordergrund. TikTok Schweiz darf laut Handelsregister keine eigenen Social-Media-Plattformen betreiben, sondern fungiert als Service- und Beratungs-Hub. Dazu gehören auch Consulting, Software-Distribution und IP-Management und die Möglichkeit, weitere Niederlassungen weltweit zu gründen. Diese breite Aufstellung gibt TikTok viel Flexibilität, um lokale Marktbedürfnisse zu bedienen, ohne direkt in den Betrieb der App (und damit regulatorische Fallen) verwickelt zu sein.

Warum ausgerechnet Zürich? Die Limmatstadt hat sich in den letzten Jahren zum Tech-Hotspot entwickelt. Internationale Player wie OpenAI und Anthropic haben kürzlich Niederlassungen in Zürich eröffnet, um lokales Talent und die stabile Schweizer Umgebung zu nutzen. Für TikTok kommt hinzu, dass man in der Schweiz bereits eine rasant wachsende Nutzerbasis hat – ein Drittel der Erwachsenen im Land nutzen TikTok regelmässig. Das macht die Schweiz zwar zu einem kleinen, aber schlagkräftigen Markt. Insbesondere für Werbekunden ist das attraktiv: Marken erreichen über TikTok in der Schweiz ein grosses junges Publikum. Hier kann das Zürcher Büro ansetzen, um lokale Werbepartnerschaften und Kampagnen zu entwickeln und TikToks Anzeigenumsätze weiter zu treiben (diese werden global auf über 33 Mrd. $ in 2025 geschätzt).

Zugleich dient Zürich wohl als Signal an Europa: TikTok bekennt sich zum Kontinent, schafft Arbeitsplätze und Wertschöpfung (ein Aspekt, den Bayerns Digitalminister in Bezug auf den Shop-Standort München betont hat) und versucht, Vertrauen bei Behörden aufzubauen. Indem das Schweizer Office keine Nutzerdaten verwaltet und keine Inhalte moderiert, minimiert TikTok Risiken in Bezug auf EU-Datenschutz oder -Regulierung. Stattdessen konzentriert man sich auf Compliance und lokale Anpassungen, was auch für die Einführung von Features wie TikTok Shop relevant ist. Denkbar ist, dass das Zürcher Team künftig bei der Expansion von TikTok Shop in weitere europäische Länder (vielleicht eben die Schweiz selbst, oder Österreich) eine koordinierende Rolle spielen wird – etwa durch Kooperationen mit lokalen Händlern, Marketing-Kampagnen oder Community-Management. Die Nähe zu grossen Schweizer Handelshäusern und E-Commerce-Verbänden könnte dabei helfen, Social Commerce in der Schweiz vorzubereiten.

Shop Developers TikTok

Instagram Shopping vs. TikTok Shop in der DACH-Region

Der Aufstieg von TikTok Shop wirft unweigerlich die Frage auf: Wie schlägt sich das im Vergleich zu Instagram Shopping? Beide Plattformen fischen schliesslich im Teich des Social Commerce, doch ihr Ansatz und Reifegrad im DACH-Raum unterscheiden sich deutlich.

Instagram galt lange als Trendsetter für Social Shopping. Bereits vor einigen Jahren konnte man auf Instagram Produkte in Beiträgen taggen und über einen «Shop»-Button stöbern. Doch Meta (der Mutterkonzern von Instagram) hat 2023 einen Richtungswechsel vollzogen: Der Shop-Tab wurde weltweit aus der App-Navigation entfernt, um die Benutzeroberfläche zu vereinfachen. Live-Shopping-Funktionen – die Möglichkeit, Produkte in Livestreams direkt zu verkaufen – hat Instagram im März 2023 eingestellt. Diese Entscheidungen zeigen, dass Instagram sein E-Commerce-Engagement etwas zurückgefahren hat, wohl aus Erkenntnis, dass der ganz grosse Durchbruch ausblieb.

Trotzdem bietet Instagram nach wie vor Shopping-Features in DACH, allerdings mit Einschränkungen. Unternehmen können einen Instagram Shop einrichten, der als digitale Schaufenster-Seite auf ihrem Profil fungiert. Produktmarkierungen in Posts, Stories und Reels sind möglich, sodass Nutzer Details sehen und Artikel auf eine Wunschliste setzen können. Der entscheidende Unterschied: Einen nativen Checkout innerhalb der App gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht.

Während US-Nutzer längst per Instagram Checkout vollständig in der App einkaufen können, werden Käuferinnen un Käufer im DACH-Raum beim Tap auf «Kaufen» meist auf den Webshop der Marke weitergeleitet. Meta hat in Europa externe Shop-Links ohne In-App-Bezahloption vorerst toleriert, zumindest in einigen Ländern. Ab August 2023 mussten allerdings viele kleine Märkte ohne lokale Checkout-Option ihre Instagram Shops schliessen. Deutschland, Frankreich, UK und einige weitere Länder waren davon ausgenommen und durften Shops behalten – vermutlich weil es strategisch wichtige Märkte sind. Schweiz und Österreich standen sogar auf der Ausnahmeliste, sodass dort ebenfalls Instagram-Shops möglich blieben, obwohl kein In-App-Checkout existiert. Für die Nutzer bedeutet das aber: Einkauf auf Instagram bleibt fragmentiert – man entdeckt zwar Produkte in der App, kauft sie aber letztlich auf der Händler-Website.

Wie schlagen sich also TikTok Shop und Instagram Shopping im direkten Vergleich? Eine kurze Übersichtstabelle für die DACH-Region:

Funktion/AspektTikTok Shop (D)Instagram Shopping (DACH)
VerfügbarkeitSeit 31. März 2025 in Deutschland (auch FR, IT). CH/AT: noch nicht verfügbar.Instagram-Shopping-Features allgemein verfügbar, aber kein dedizierter Shop-Tab mehr. Checkout: nur USA (nicht in DACH).
In-App-CheckoutJa. Vollständiger Kaufprozess in TikTok integriert (Zahlung & Versand inbegriffen)Nein. Produktkauf erfolgt via Weiterleitung auf externe Website des Händlers (außerhalb USA).
Live-ShoppingJa. Live-Streams mit direkt kaufbaren Produkten und interaktiven Features ([Von der Entdeckung bis zum Kauf: TikTok Shop startet in Deutschland – NachrichtenNein. Wurde im März 2023 eingestellt 
ProduktpräsentationShoppable Videos im Feed, Shop-Tab für Entdeckung, Product Showcase im Profil.Produkt-Tags in Beiträgen, Stories und Reels; Shop-Seite auf Profil mit Katalogübersicht.
Logistik-ServiceJa. «Fulfilled by TikTok»: optional Lagerung, Versand, Retouren durch TikTok.Nein. Händler versenden eigenständig (Instagram bietet keine Logistik).
Creator-MonetarisierungJa. Affiliate-Modell: Creator können Provision pro verkauftem Produkt erhalten (z.B. ~5%).Begrenzt. Creator können Produkte taggen, aber ein natives, breites Affiliate-System ist (derzeit) nicht in gleichem Maße integriert.
ZielgruppenStark Gen Z und junge Millennials; Entertainment- und Trendfokus (#TikTokMadeMeBuyIt) treibt Impulskäufe.Breiter gefächert, viele Millennials; Shopping eher als Zusatzfeature, weniger zentral im Content-Fluss.
Beispiele & PartnerAbout You, NIVEA, Cosnova, Deiters; viele KMU (in DE zum Start). Carrefour (FR) etc..Zahlreiche Marken mit Instagram-Shops, aber Beispiele meist Verlinkung auf Websites. (Checkout-Partner existieren nur in USA, z.B. grosse Modehändler dort.)

Stand: Frühjahr 2025, für Deutschland (TikTok Shop) bzw. DACH-Region (Instagram).

Aus der Tabelle wird deutlich: TikTok Shop zündet in Deutschland den Social-Commerce-Turbo, während Instagram in hiesigen Gefilden eher auf halber Strecke stehen geblieben ist. TikTok integriert das Shopping vollständig, bietet sogar Logistik und belohnt Creator für Verkäufe – es entsteht ein echtes Ökosystem aus Content und Commerce. Instagram hingegen ermöglicht zwar das Entdecken von Produkten und hat einen mächtigen Katalog im Hintergrund (via Facebook Shops), aber der letzte Kaufklick passiert ausserhalb. Damit bleibt Instagram Shopping mehr ein Marketing-Tool als ein eigener Vertriebskanal. Kein Wunder, dass TikToks Max Burianek betont, man nenne es lieber «Discovery Commerce» statt Social Commerce, weil der Kaufanreiz aus den Inhalten selbst heraus entsteht und nicht nur aus dem Folgen bestimmter Marken. Dieses inhaltgetriebene Entdecken ist genau TikToks DNA – was sich in der Shopping-Experience fortsetzt.

TikTok Universe

E-Commerce-Potenziale: TikTok Shop vs. Instagram in DACH

Welche Potenziale eröffnet nun TikTok Shop im Vergleich zu Instagram Shopping speziell im deutschsprachigen Raum? Einige zentralen Punkte:

Reichweite und Zielgruppe

TikTok verzeichnet in Deutschland wie auch in der Schweiz ein rasant wachsendes Publikum, besonders in der Gen Z und Gen Y. Marken wie About You sagen offen, sie treffen auf TikTok genau die Entertainment-Plattform, die ihre Kernzielgruppe täglich nutzt. Instagram hat zwar mehr Nutzer insgesamt und auch viele junge Erwachsene, doch TikTok gilt aktuell als Trendmotor, der virale Produkte hervorbringt (#TikTokMadeMeBuyIt). Für E-Commerce bedeutet das: TikTok kann Nachfrage erzeugen, wo vorher keine war, indem Trends angefacht werden. Instagram ist stärker auf das gezielte Präsentieren bereits bekannter Markenprodukte ausgerichtet.

Conversion und Nutzererlebnis

TikTok Shop eliminiert die Reibungsverluste im Kaufprozess. Sieht man etwas im Video, kann man es in Sekunden kaufen, ohne die App zu verlassen. Diese nahtlose Journey erhöht die Wahrscheinlichkeit von Impulskäufen enorm. Bei Instagram dagegen führt der Weg zum Kauf oft noch über externe Seiten, Warenkörbe und Registrierungen – Hürden, an denen Kaufimpulse verpuffen. Die vereinfachte Checkout-Experience bei TikTok könnte somit höhere Konversionsraten bedeuten.

Creator-Einbindung und Authentizität:

TikTok ist bekannt für seine Creator-Community und deren Einfluss. Durch TikTok Shop entsteht ein neuer Monetarisierungsstrom für Influencer: Sie können Produkte in eigenen Streams bewerben und direkt mitverdienen. Das motiviert mehr Creator, sich auf TikTok zu engagieren und sorgt für authentischen, unterhaltsamen Verkauf – quasi Teleshopping 2.0, nur eben mit Persönlichkeiten, denen die Community vertraut. Instagram hat Influencer-Marketing zwar praktisch erfunden, doch die Monetarisierung läuft dort meist über externe Affiliate-Links oder Sponsoring. TikTok vereint dies auf der Plattform, was eine stärkere Bindung zwischen Nutzern, Creatorn und Produkten schafft.

Monetarisierung für Plattform und Händler

TikTok partizipiert an jedem Verkauf (mehrere Prozent vom Umsatz). Damit erschliesst sich für ByteDance ein neuer Umsatzkanal neben Werbung. Die schiere Menge an Videoviews könnte, wenn auch nur ein Bruchteil zu Käufen führt, signifikante Erlöse generieren. Händler wiederum erhalten Zugang zu einem kompletten Ökosystem – vom Traffic bis zur Logistik – und können von TikToks Algorithmus profitieren, der genau die richtigen Produkte den richtigen Leuten zeigt. Instagram bleibt hier im Vergleich eher Werbeplattform: Händler zahlen für Anzeigen, die zu ihrem Shop führen, aber der eigentliche Kauf findet woanders statt, sodass Instagram (ausser im US-Checkout-Fall) keine Verkaufsprovision erhält. In den USA wollte Instagram mit Checkout ebenfalls vom Umsatzkuchen naschen, hat das Modell aber noch nicht global ausgerollt. Für die DACH-Händler bedeutet TikTok Shop: neue Vertriebsmöglichkeiten, aber auch Abhängigkeit von TikTok (man begibt sich in deren Infrastruktur). Einige Marken wie NIVEA sehen darin einen klaren Vorteil, um überall dort präsent zu sein, wo die junge Zielgruppe ist.

Innovationsdruck und Wettbewerb:

Mit TikTok Shop steigt der Druck auf andere Plattformen. Meta/Instagram wird genau beobachten, wie gut das Modell in Deutschland funktioniert. Sollte TikTok hier Erfolge feiern, könnte Meta versucht sein, Instagram Checkout doch nach Europa zu bringen oder Features wiederzubeleben, um nicht den Anschluss zu verlieren. Auch YouTube experimentiert mit Shopping-Funktionen (etwa über Shorts und Influencer-Merch), und Pinterest hat Shopping-Integrationen. Für die Nutzer ist der Wettbewerb positiv: Es könnte bedeuten, dass Social Apps verstärkt Einkaufsmöglichkeiten integrieren, womöglich auch mit besseren Konditionen oder innovativen Formaten.

Ein interessanter Aspekt ist, wie Kulturunterschiede den Erfolg beeinflussen. In China (Douyin) boomt das Live-Commerce-Geschäft schon lange – westliche Konsumenten waren bisher zurückhaltender. Instagrams Rückzug aus Live Shopping unterstreicht, dass Social Commerce im Westen seine Erfolgsformel noch sucht. TikTok setzt nun darauf, dass sein Entertainment-getriebenes Format besser zündet als frühere Ansätze. Die Zeichen stehen nicht schlecht: Kurzvideo + Shopping ist ein Match, wie die enormen Umsätze in den USA am Black Friday 2024 zeigten (TikTok Shop machte dort an einem Tag 100 Mio. $ Umsatz). Sollte diese Welle nach Europa schwappen, hat TikTok mit seinem Shop-Start in Deutschland einen First-Mover-Vorteil. Instagram wird hier (vorerst) eher zuschauen müssen, wie TikTok die Dynamik des spontanen Kaufens entfesselt.

TikTok Developers

Fazit und Ausblick

Der Launch von TikTok Shop in Deutschland markiert einen neuen Meilenstein für Social Commerce in der DACH-Region. TikTok bringt das Einkaufswagen-Symbol dorthin, wo bisher vor allem Tanzvideos und Memes regierten – und schafft so eine Verschmelzung von Unterhaltung und Einkaufserlebnis. Unterstützt durch das neue TikTok-Büro in Zürich und dessen Fokus auf lokale Geschäfte, zeigt das Unternehmen, dass es Europa ernst nimmt und langfristig investieren will. Die Entscheidung, zunächst nicht in der Schweiz und Österreich zu starten, scheint strategisch begründet: Erst die grossen Märkte, dann der Feinschliff für die kleineren. Branchenbeobachter wie Bernhard Egger sehen aber auch für die Schweiz enormes Potenzial, sobald TikTok bereit ist, weiterzuziehen.

Im Vergleich zu Instagram Shopping offenbart sich TikToks grosser Vorteil: Integration. Alles passiert auf einer Plattform – vom Video bis zum Kaufabschluss – was einen reibungslosen Konsumfluss ermöglicht, der besonders die junge Zielgruppe anspricht. Instagram hat dagegen einen Gang herausgenommen im Shopping-Bereich, zumindest ausserhalb der USA, und setzt mehr auf klassische Werbung als auf Marktplatz-Ambitionen.

Für Händler, Marken und Creator in Deutschland eröffnen sich mit TikTok Shop neue Chancen, aber auch neue Lernkurven. Nicht jeder Livestream wird sofort zum Verkaufsschlager, und es wird spannend zu sehen, welche Inhalte wirklich konvertieren. Werden Nutzer TikTok tatsächlich als Shopping-App annehmen oder doch weiter primär zur Unterhaltung nutzen? Die kommenden Monate werden hier Antworten liefern.

Aus heutiger Sicht lässt sich sagen: TikTok Shop hat die Messlatte hoch gelegt. Sollte das Konzept greifen, könnte es das Kaufverhalten einer ganzen Generation prägen – so wie Instagram einst das Schaufensterbummeln ins Digitale holte, bringt TikTok nun die Kasse direkt neben die Kurzvideos. Für die DACH-Region bedeutet das einen Schritt in Richtung Zukunft des E-Commerce, in der Social, Entertainment und Shopping untrennbar werden. Und während in München die ersten Pakete über «Fulfilled by TikTok» das Lager verlassen, dürfte man in Zürich bereits den nächsten Coup planen, um TikTok in Europa weiter auf Erfolgskurs zu halten.

Ausblick: Vielleicht klicken wir in naher Zukunft auch in Zürich oder Wien auf ein TikTok-Video und kaufen mit einem Wisch ein Produkt, das wir vor 30 Sekunden noch gar nicht kannten – getreu dem Motto: Vom Tanztrend zum Must-have im Warenkorb. Die Bühne für diesen Wandel ist jetzt eröffnet.

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