Von Krypto-Krachern, Meme-Coins und der Suche nach neuen Sammlern
Erinnerst du dich noch an den Moment, als Beeple mit einem JPEG 69 Millionen Dollar verdiente? Das war 2021. Ein wildes Jahr, in dem NFTs als digitale Goldbarren durch den Cyberspace flogen und plötzlich alle – vom Wall-Street-Banker bis zur TikTok-Künstlerin – digitale Kunst sammelten. Drei Jahre später fragen wir uns: War’s das? Ist digitale Kunst tot?
Von Boom zu Brachland
Der Art Basel & UBS Art Market Report 2025 malt ein ernüchterndes Bild: Der weltweite Kunstmarkt fiel 2024 um 12 % auf 57,5 Milliarden Dollar. Klingt nach Krise? Ist es auch – besonders im digitalen Segment. Die Umsätze mit NFT-Kunst stürtzen um 65 % ab, und selbst die Zahl der Käuferinnen und Käufer halbierte sich fast seit 2022. In den hochkarätigen Sammlungen reicher Kunstliebhaberinnen machen Film, Video und digitale Arbeiten gerade einmal 3 % aus.
Zurück auf Start also – ungefähr bei den Zahlen von 2020. Als ob der ganze Hype nie passiert wäre.

Von Krypto zur Kunst – und wieder zurück?
Der Markt für digitale Kunst war nie nur Kunstmarkt – er war vor allem Spekulationsmaschine. Die ersten grossen Verkäufe kamen von Krypto-Investoren auf der Suche nach neuen Renditequellen. Digitale Kunst war frisch, disruptiv – und flüssig handelbar. Aber jetzt? Dieselben Investoren jagen lieber Memecoins und KI-Aktien. Die Szene wirkt wie eine verlassene Messehalle nach Mitternacht: Die Luft ist raus, das Licht flackert.
Es geht um mehr als den Preis
Doch wer nur den Floor-Price im Blick hat, verpasst die wahre Frage: Was bleibt von digitaler Kunst, wenn man den Hype abzieht?
Was bleibt, sind Künstlerinnen und Künstler, die neue Ausdrucksformen suchen. Sammlerinnen und Sammler, die sich für neue Medien interessieren. Museen, die vorsichtig ihre Fühler ausstrecken. Und ja – auch Plattformen, die trotz Rückschlägen weiterarbeiten. Der Markt konsolidiert sich, wird reifer, ernster. Vielleicht auch: menschlicher.

Neue Zielgruppen oder neue Ideen?
Um zu überleben, muss digitale Kunst raus aus ihrer Nische. Die nächste Generation Sammler ist nicht automatisch kryptoaffin – sie ist neugierig, sozial engagiert, visuell geprägt. Sie braucht keinen Wallet-Seed, sondern Storytelling. Statt spekulativer Tokenomics zählen wieder Inhalte, Konzepte, Ästhetik. Und ein gewisses Mass an institutioneller Rückendeckung schadet auch nicht: Museen und Stiftungen könnten die Brücke schlagen, wenn sie mutig genug sind.
Fazit
Vielleicht ist digitale Kunst gerade nicht sexy. Vielleicht ist sie nicht profitabel. Aber tot? Ganz sicher nicht. Eher in Reha. Mit gutem Therapieplan.
Denn während der spekulative Hype verblasst, zeigt sich, worauf es jetzt ankommt: Zugänglichkeit. Digitale Kunst muss dahin kommen, wo die Menschen bereits sind – nicht nur technisch, sondern auch kulturell. Weniger Wallet, mehr Wow. Weniger Einstiegshürden, mehr echte Begegnungen. Wer neue Sammlerinnen und Sammler erreichen will, muss Plattformen intuitiv gestalten, Sprache vereinfachen und die Kunst selbst wieder ins Zentrum rücken.
Digital art’s future depends on removing friction and meeting people where they are. Das ist keine technische Herausforderung, sondern eine kulturelle. Und genau das macht es so spannend.
Credits
- Beitragsbilder Art Basel Hong Kong 2025 von Spencer Chow
- The Art Basel and UBS Art Market Report 2025 von Arts Economics
Events
- Am 27. April 2025 lädt HeLai Art Gallery in Zürich zur Finissage von Niu Ann – mit Talks, Installationen, Drinks und Diskussionen über die Zukunft digitaler Kunst.
- Vom 19.–22. Juni 2025 bringt die Art Basel über 290 Galerien und 4.000 Künstlerinnen und Künstler nach Basel – ein Highlight für Kunstliebhabenden weltweit.
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