Schnell mal die eigene Webseite oder den eigenen Shop optimieren – geht das überhaupt? Glaubt man den Webseiten der Fachagenturen, ist das absoluter Unfug und man braucht sogenannte User Experience Tests, kurz UX Tests. David de Boers Vortrag auf der Wooconference in San Francisco folgte dabei einem erfreulich pragmatischeren Ansatz: wie man die Verkäufe in seinem Webshop steigern kann, ohne dass man teure UX Tests durchführt.
Das Rad nicht neu erfinden
Grundsätzlich basierte sein Vortrag auf dem schlüssigen Ansatz, dass man das Rad nicht permanent neu erfinden braucht. In der Realität bedeutet dies, dass man als Shopbetreiber durchaus auf eine ausreichend grosse Schnittmenge an Optimierungspunkten von grossen Unternehmen zurückgreifen kann. Das bedeutet, dass die Optimierungsansätze, über die auf vielen Seiten berichtet wird, durchaus einen positiven Einfluss auf die Verkaufsleistung der eigenen Webseite haben können.
Deputized #Wooconf attendees as UX testers during talk «Improve sales without testing» -slides http://t.co/eHJOYf7vy9 pic.twitter.com/7qmJxwPem3
— David de Boer (@davdebcom) 8. November 2014
Häufige Optimierungspotentiale:
1. Ladezeit – die Geschwindigkeit einer Webseite
David beruft sich auf eine Studie bei Amazon, die den Abfall der Conversion pro Sekunde längerer Ladezeit untersuchte. Dieses Ergebnis könne jedem als Vorbild dienen, die eigene Seite so schnell als möglich zu machen, so David.
2. Call to action – Handlungsaufforderung
Die Aufforderung an den Besucher einer Webseite, eine bestimmte Handlung auszuführen, kann sehr leicht durch eine Überprüfung zum Beispiel des «Add to Cart» Buttons verstärkt werden. Der Button selbst sollte dabei ausreichend gross und auffällig sein. Zu empfehlen ist laut David eine farbliche Hervorhebung durch eine Komplementärfarbe. Ein Button, welcher bereits ausreichend geprüft und für gut befunden wurde, ist der so genannte Belcher Button. Hier gibt es einen kostenlosen Belcher Button Konfigurator.
3. Grössere und bessere Bilder
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Das ist weniger eine Binsenweisheit, denn mehr eine UX relevante Erkenntnis. Je nach Produktsortiment können also bessere und grössere Bilder die Verkaufszahlen anheben.
4. Video funktioniert
Wer ein kurzes Video – bis 90 Sekunden – zu seinem Produkt hinzufügt, hat laut David de Boer gute Chancen auf mehr Verkäufe. Dabei spielt die Qualität des Videos eine eher untergeordnete Rolle. Deutlich längere Videos wurden nachweislich schon als «Conversionrate Killer» identifiziert.
5. Weniger ist mehr
Im Zusammenhang mit Formularfeldern erklärte David, dass bereits die Zusatzabfrage nach dem Firmennamen den im Beispiel gezeigten Shop einen 6 stelligen Betrag kostete. Er gab den Rat, jedes Feld mehrfach zu hinterfragen und möglichst viele Felder einfach wegzulassen, um mehr Verkäufe zu erreichen.
6. Gastbestellungen sind beliebt
Wer Nutzern den Checkout so einfach wie möglich macht, kann mehr Verkäufe erzielen. Dazu gehört auch und vor allem die Gastbestellung, ohne Registrierung.
7. Kostenloser Versand
Ein wahrer Umsatzboost ist laut David der kostenlose Versand. Wann immer dies möglich ist, sollte es angeboten werden. Diversen Studien zufolge ist der Versand ein entscheidendes Kriterium für Nutzer, in einem Shop zu kaufen.
8. Nahbar und erreichbar
David erzählte von den Erfahrungen mit Kontaktmöglichkeiten. Es sei in Tests belegt worden, dass bereits eine prominentere Platzierung der Telefonnummer – beispielsweise im Header statt in der Sidebar – zu einer höheren Conversion führen kann. Besonders bemerkenswert sei bei den bezugnehmenden Studien gewesen, dass es nicht mehr Anrufe gab, aber eben mehr Verkäufe.
9. Vertrauen aufbauen
Siegel, vertauensbildende Massnahmen sind eine gute Idee, um Verkäufe zu steigern. Dabei kommt es laut David nicht so sehr darauf an, welcher Name auf dem Siegel steht, sondern vielmehr, dass es ein Siegel gibt.
10. Bewertungen
Produktbewertungen von Kunden für Kunden steigern die Verkaufszahlen. Diese bilden nicht nur Vertrauen, sondern sorgen für eine Art Sog. Je mehr bessere Bewertungen ein Produkt hat, umso leichter lässt es sich verkaufen.
Fazit der Conversionoptimierung
Der Vortrag von David de Boer war gleichsam unterhaltsam wie informativ. Es war ein gelungener Fingerzeig auf oftmals ungeliebte Optimierungsarbeiten am Shop. Dennoch macht das Modell «kleine Ursache – grosse Wirkung» durchaus Sinn und zeigt deutlich, dass es nicht immer aufwändiger und teurer UX Tests bedarf.
Hier die Folien im Original:
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