Die Zukunft des offenen E-Commerce

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In Seattle wird mehr Kaffee getrunken als in jeder anderen US-amerikanischen Stadt. Das 1971 in Seattle gegründete Kaffee-, Tee- und Gewürzgeschäft Starbucks könnte vermutlich etwas damit zu tun haben. Vorgestern, am Vortag der 3. WooCommerce Developers Konferenz (WooConf) besuchte ich den beeindruckenden Starbucks Reserve® Roastery und Tasting Room und trank den hübschesten und feinsten Cappuccino, den ich bisher in einem Starbucks serviert bekam (siehe Beitragsbild).

Gestern nahm ich dann an meiner zweiten WooConf teil, nachdem ich die letztjährige in Austin/Texas verpasst hatte. In einer der ersten Breakout Sessions des ersten Konferenztages wurde WooCommerce als Shop-System für KMU (Bezeichnung für kleine und mittelgrosse Firmen in der Schweiz) mit einem Jahres-Online-Umsatz von typischerweise 1-10 Millionen USD eingestuft.

Der Grossteil der WooCommerce Shop Betreiber macht vermutlich weniger als eine Million Jahresumsatz, aber man sieht an dieser Einstufung, dass es gut möglich ist mit WooCommerce als Shop-System bis zu 10 Millionen USD Jahresumsatz zu machen, wenn man einen Integrationspartner hat, der sich mit Performance und Skalierung von WooCommerce auskennt.

Zach Stepek demonstrierte in seiner Keynote heute am zweiten Tag der Konferenz eine WooCommerce Demoseite, die über das Konferenz WLAN (!) in 600-800 Millisekunden lädt. Nicht nur auf der Start-, Kategorie und Produktdetailseite soll ein WooCommerce Shop schnell sein, sondern auch bei der Auswahl von Kategoriefiltern und bei der Suche. Er demonstrierte auch das aktuell noch in Entwicklung und in Kürze als private Beta verfügbare NeuralSearch, welches Suchergebnisse sogar im einstelligen Millisekundenbereich auslieferte.

Demokratisierung des E-Commerce

Am ersten Konferenztag sprach der neue WooCommerce Geschäftsführer Todd Wilkens, der sich selbst als Chef-Hauswart bezeichnet (Übersetzung für Lead Janitor) über den Status von WooCommerce und warf wie jeder «gute» CEO mit einigen beeindruckenden Zahlen um sich.

  • WooCommerce wurde mehr als 32 Millionen mal heruntergeladen
  • WooCommerce hat mehr als 3 Millionen aktive Installationen
  • WooCommerce Shops werden dieses Jahr mehr als 10 Milliarden USD Umsatz generieren
  • WooCommerce Plugins/Marketplace wird dieses Jahr mehr als 30 Millionen USD Umsatz generieren

Wichtiger als diese KPIs (Key Performance Indicators) ist allerdings die Tatsache, dass WooCommerce gerade Geschichte schreibt als meist genutzte offene E-Commerce Plattform und jeder Person mit Internet-Zugang die Möglichkeit bietet physische und/oder digitale Güter online zu  verkaufen ohne dabei viel Geld investieren zu müssen. Es gibt quasi keine Einstiegshürden mehr, um im globalen E-Commerce mitzuwirken.

Diese Demokratisierung des E-Commerce wird sich erst in den nächsten Jahren in voller Tragweite offenbaren und ich bin sehr gespannt welches Gewicht die vielen kleinen Shop-Betreiber gegenüber den ganz grossen E-Commerce Playern haben werden.

Sketch Note von Heather Willems

Todd kündigte zudem grosse Investitionen im Bereich UX (User Experience) und Design an, welche zusammen mit John Maeda umgesetzt werden sollen, der bei Automattic, der Firma hinter WordPress und WooCommerce, den Titel Global Head of Computational Design and Inclusion trägt.

Seine Keynote fand heute Nachmittag zum Abschluss der WooConf statt und war für mich einer der Höhepunkte, auch wenn seine Rhetorik für Nichtmuttersprachler recht anstrengend war. Das Wort Inclusion in seinem Titel bedeutet, dass jede Nutzergruppe berücksichtigt wird, um die bestmögliche und individuellste Benutzererfahrung zu ermöglichen. Mehrfach betonte er dabei den praktischen Aspekt dieses Ansatzes. Es geht ihm also offenbar nicht (nur) um soziale Gerechtigkeit, sondern um Maximierung und Demokratisierung der Benutzerbasis.

Design Thinking

Design isn’t how it looks, it’s how it works. Kandace erinnerte mich mit ihrer Präsentation erneut daran, dass ich mich intensiver mit dem Thema Design Thinking auseinander setzen wollte. Design Thinking ist ein Ansatz zum Lösen von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen mit dem Ziel Lösungen zu finden, die aus Anwender- oder Nutzersicht überzeugen.

Sketch Note von Heather Willems

The Wizard of Moz

Nachdem Harward Absolventin und Google Product Managerin Lisa Wang die Möglichkeiten von Accelerated Mobile Pages (AMP) für E-Commerce Seiten aufzeigte, für die es momentan noch kein WooCommerce Plugin gibt, wetterte im Anschluss der Wizard of Moz, Rand Fishkin, eher skeptisch gegenüber Lisas Arbeitgeber und Internet Traffic Lieferanten Nummer 1. Er riet den anwesenden WooCommerce Entwicklern und Shop-Betreibern zur Diversifizierung, um sich nicht mehr als nötig abhängig zu machen.

Individuell optimierte Seiten können noch schneller sein, als solche, die über AMP ausgeliefert werden, aber für kleinere WooCommerce Betreiber ist AMP dennoch eine interessante Möglichkeit um ihre mobilen Besuchern eine möglichst performante Erfahrung zu ermöglichen, ohne dabei viel Zeit und Geld in eine komplette Überarbeitung zu investieren.

Rands Slides Keeping Up With SEO in 2017 & Beyond enden mit der Empfehlung das Thema UX (User Experience) zum Eckpfeiler der SEO (Suchmaschinenoptimierungs) Strategie zu machen:

  • Authoritative, comprehensive content that’s uniquely valuable vs. what anyone else in your space provides
  • Speed, speed, and more speed
  • Delivers an easy, enjoyable experience on every device
  • Compels visitors to engage, share & return
  • Avoids features that dissuade or annoy visitors
Sketch Note von Heather Willems

Kudos

Hut ab vor der grossartigen Organisation und kreativen Umsetzung des WooCommerce «Themes» im Bell Harbor International Conference Center in Seattle. Das Catering sollte an dieser Stelle auch nochmals explizit erwähnt werden, welches sowohl für US-amerikanische Verhältnisse, als auch für vegane und vegetarische Exoten ein absoluter Traum war. Da hat sich jemand das Thema Inclusion nicht nur für die Software User Experience zu Herzen, sondern auch «zu Magen» genommen. Grosse Klasse!


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