Übersicht
Gestern fand das 4. WordPress Meetup in der WordCamp Europe Stadt 2025, Basel, statt. Als langjähriger Kunde von Cyon, war es schön, zum ersten mal das Cyon Office zu betreten. Obwohl ich das Gefühl hatte, bereits hier gewesen zu sein, da ich den «Cyon Vibe» bereits an vielen WordCamps erleben konnte. Neben den Organisatoren Gina Bialas und Philipp Zehnder, war auch Cyon Gründer David Burkhardt anwesend.
Thema des WordPress Meetups war «Von 0 auf 10 Millionen Franken Umsatz mit WooCommerce». Speaker des Events war der in Basel lebende WooCommerce Product Lead Matthias Reinholz. Dieses Mal drehte sich, wie der Titel schon verrät, alles um WooCommerce, die Lieblingsspielwiese von Openstream und das umsatzstarke Herzstück vieler Schweizer Händlerinnen und Händler. Das kostenlose Event bot spannende Einblicke für Entwickler und Unternehmer. Der Fokus lag darauf, wie WooCommerce effizient genutzt werden kann, um skalierbare Online-Shops zu entwickeln und zu betreiben, die auch ambitionierte Umsatzziele erreichen können.
WooCommerce: Die Plattform verstehen und richtig skalieren
WooCommerce ist eine der weltweit führenden E-Commerce-Plattformen, auf der rund 4 Millionen Online-Shops basieren. Die Plattform bietet grosse Flexibilität, aber diese Freiheit kann manchmal auch zu Herausforderungen führen, besonders wenn es darum geht, den eigenen Shop auf die nächste Stufe zu bringen.
Am gestrigen Meetup wurden verschiedene Techniken besprochen, die dabei helfen können, einen Shop von einem Hobbyprojekt zu einem skalierbaren Unternehmen zu entwickeln, das Umsätze von mehreren Millionen erzielen kann. Ein zentrales Thema des gestrigen Meetups war die Optimierung der WooCommerce Performance durch eine geeignete Architektur.
Trennung von Webserver und Datenbank
Eine der wichtigsten Empfehlungen ist die Trennung von Webserver und Datenbank. Dies erhöht die Performance erheblich, vor allem bei hohen Besucherzahlen und Bestellvolumen. Bei vielen kleineren WooCommerce-Shops laufen Webserver und Datenbank auf demselben Server, was zu Performance-Engpässen führen kann. Durch die Trennung können sowohl der Webserver als auch die Datenbank individuell optimiert werden, sodass sie ihre jeweiligen Aufgaben effizienter ausführen.
Besonders wichtig ist es hierbei, die Webserver unabhängig zu skalieren, damit diese auch mit einem steigenden Bestellvolumen problemlos Schritt halten können. Hier bietet sich oft die Nutzung von skalierbaren Hosting-Diensten an, die eine höhere Leistungsfähigkeit bieten.
Staging- und Entwicklungsumgebung
Wer einen zuverlässigen Shop betreiben möchte, sollte niemals direkt im Live-System Änderungen vornehmen. Eine Staging-Umgebung ermöglicht es, Updates und Neuerungen zu testen, bevor sie auf die Live-Seite übernommen werden. Das verringert das Risiko von Fehlern und Ausfällen, die sich direkt negativ auf die Performance und Nutzererfahrung auswirken könnten.
Es sollte ausserdem eine Versionskontrolle wie Git integriert werden, um Änderungen am Code nachverfolgen zu können und sicherzustellen, dass alle Entwicklungen gut dokumentiert und getestet sind. Insbesondere bei Teams, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten, ist dies von enormer Bedeutung.
Hosting und Load Balancing
Gerade bei hohem Traffic lohnt es sich, auf skalierbare Hosting-Lösungen zu setzen, die automatisches Load Balancing anbieten. Dies ermöglicht eine flexible Anpassung an Spitzenzeiten, ohne dass der Shop in die Knie geht. Cloudbasierte Dienste wie AWS, Google Cloud oder Azure bieten skalierbare Infrastruktur, die dynamisch zusätzliche Serverkapazitäten bereitstellen kann, wenn dies erforderlich ist. Aber auch lokale Anbieter wie Cyon bieten leistungsstarke Lösungen für wachsende WooCommerce-Shops. Load Balancing verteilt die Last auf mehrere Server, sodass die Nutzererfahrung auch bei grossem Besucherandrang stabil bleibt.
Plugins: Fluch und Segen für die Performance
Der durchschnittliche WooCommerce-Shop verwendet etwa 35 Plugins. Plugins bieten eine einfache Möglichkeit, zusätzliche Funktionalitäten in den Shop zu integrieren. Gleichzeitig können sie jedoch auch Performance-Probleme verursachen, insbesondere wenn sie schlecht entwickelt oder veraltet sind. Beim Meetup wurde betont, dass die Wahl von qualitativ hochwertigen Plugins entscheidend ist, um die WooCommerce Performance nicht zu beeinträchtigen.
Eine besonders hilfreiche Quelle sind die Plugins im offiziellen WooCommerce-Marktplatz, da diese von WooCommerce selbst geprüft werden. Bei der Auswahl sollte immer darauf geachtet werden, dass die Plugins regelmässig Updates erhalten und mit der aktuellen WordPress- und WooCommerce-Version kompatibel sind. Folgende Aspekte wurden als besonders wichtig hervorgehoben:
- Codequalität und Ressourcenschonung: Plugins sollten effizient programmiert sein, sodass sie keine unnötigen Ressourcen des Servers in Anspruch nehmen. Insbesondere schlecht programmierte Plugins können die Anzahl der Anfragen an die Datenbank drastisch erhöhen und somit die Gesamtperformance des Shops negativ beeinflussen.
- Nutzung von Caching-Mechanismen: Es gibt eine Reihe von Plugins, die speziell für das Caching entwickelt wurden und dazu beitragen können, die Performance von WooCommerce-Shops erheblich zu verbessern. Hierbei wird zwischen serverseitigem Caching und browserseitigem Caching unterschieden. Beide Arten sorgen dafür, dass wiederholte Anfragen schneller bearbeitet werden, indem Daten vorübergehend gespeichert werden. Das Litespeed Caching-Plugin ist eine der Optionen, die bei Hostinganbietern wie Cyon eingesetzt werden kann. Bei den Managed Servern gibt es zusätzlich noch Redis Cache, der ebenfalls zur Performance-Optimierung beitragen kann.
- Minimierung der Anzahl von Plugins: Auch wenn Plugins eine grosse Flexibilität ermöglichen, sollte die Anzahl der installierten Plugins auf das absolute Minimum reduziert werden. Jeder zusätzliche Code kann die Ladezeit des Shops verlängern und unerwartete Konflikte verursachen. Insbesondere bei WooCommerce-Installationen, die viele Besucher oder Bestellungen verarbeiten, ist es empfehlenswert, gezielt auf die nötigsten Plugins zu setzen.
Eine interessante Diskussion betraf die Frage, wann es Sinn macht, die Funktionalität über Plugins zu erweitern oder ob lieber Custom Code geschrieben werden sollte. Gerade bei grösseren Shops, die eine hohe Performance benötigen, kann es von Vorteil sein, spezifische Lösungen individuell zu entwickeln, um unnötige Ladezeiten zu vermeiden und eine nahtlose Integration sicherzustellen.
WooCommerce vs. Shopify: Warum WooCommerce für die Performance?
Viele Händler fragen sich, warum WooCommerce statt einer Plattform wie Shopify oder BigCommerce genutzt werden sollte. Ein entscheidender Vorteil von WooCommerce ist die Freiheit und Kontrolle über den eigenen Shop. Die Unabhängigkeit von einer externen Plattform ist insbesondere dann von Vorteil, wenn die Plattform Änderungen vornimmt, die nicht im Interesse des eigenen Geschäfts sind.
WooCommerce ermöglicht eine vollständige Kontrolle über die eigenen Daten und bietet die Möglichkeit, Funktionalitäten ohne Einschränkungen zu erweitern. Dies ist insbesondere für Händler, die komplexe Anforderungen haben, entscheidend, da WooCommerce an individuelle Bedürfnisse angepasst werden kann, während Plattformen wie Shopify oft nur begrenzte Anpassungsmöglichkeiten bieten. Gerade wenn es um Performance-Optimierungen geht, erlaubt WooCommerce den Zugriff auf alle relevanten Stellschrauben, um die Ladezeiten und die Skalierbarkeit des Shops zu maximieren.
WooCommerce Performance Optimierung: Tipps und Strategien
Gutenberg-Editor für bessere Performance nutzen
Für die Performance von WooCommerce ist der Einsatz des Gutenberg-Editors besonders empfehlenswert. Blockbasierte Designs, die mit Gutenberg erstellt wurden, können wesentlich performanter sein als ältere Layout-Tools wie Elementor oder Visual Composer. Die Gründe dafür liegen in der schlanken Struktur des Codes, der durch Gutenberg erzeugt wird, und der besseren Integration in den WordPress-Core.
Im Gegensatz zu Page Buildern, die oft umfangreiche und ressourcenintensive JavaScript- und CSS-Dateien laden, ist der Gutenberg-Editor von Grund auf für Performance optimiert. Für Händler und Entwickler bedeutet dies kürzere Ladezeiten und eine bessere Nutzererfahrung. Die Ladegeschwindigkeit ist nicht nur entscheidend für die Nutzerzufriedenheit, sondern auch ein wichtiger Ranking-Faktor für Suchmaschinen wie Google.
High Performance Order Storage (HPOS)
Ein weiterer Performance-Boost für WooCommerce ist der Einsatz von High Performance Order Storage (HPOS), das seit der WooCommerce-Version 8.2 im Oktober 2023 standardmässig aktiviert ist. HPOS ist eine Erweiterung, die speziell für eine bessere Verwaltung der Bestelldaten entwickelt wurde und den Shop in der Regel um ein Vielfaches beschleunigen kann. Besonders bei Shops mit vielen Bestellungen kann HPOS dazu beitragen, die Anzahl der Datenbankabfragen zu reduzieren und die Effizienz der gesamten Bestellverwaltung zu verbessern.
Mit HPOS wird die herkömmliche Struktur der WooCommerce-Datenbank um zusätzliche Tabellen ergänzt, die Bestelldaten effizienter speichern. Dies führt zu einer deutlichen Entlastung der WordPress-Standardtabellen, insbesondere bei Shops mit hohem Transaktionsvolumen. Die Performance-Steigerung betrifft insbesondere das Backend, wo Bestellungen verwaltet werden, was die Arbeit für Shop-Betreiber erheblich erleichtert. Es wurde auch erwähnt, dass mit der Einführung der WooCommerce Product Tables nicht so schnell gerechnet werden kann, was bedeutet, dass WooCommerce Shops mit einer sehr hohen Anzahl an Produkten Performance-Probleme verursachen kann, vor allem bei leistungsschwächeren Hostings.
Content Delivery Network (CDN)
Der Einsatz eines Content Delivery Networks (CDN) ist eine weitere effektive Methode zur WooCommerce Performance Optimierung. Ein CDN sorgt dafür, dass statische Inhalte wie Bilder, CSS- und JavaScript-Dateien von Servern bereitgestellt werden, die geografisch näher beim Besucher liegen. Dies reduziert die Latenzzeit erheblich und sorgt dafür, dass die Inhalte schneller geladen werden. Beliebte CDN-Anbieter sind Cloudflare, Amazon CloudFront und Akamai. Oder lokale CDN-Anbieter wie KeyCDN.
Die Integration eines CDN kann besonders hilfreich sein, wenn ein WooCommerce-Shop international agiert und Kunden aus verschiedenen Regionen bedient. Durch die geografische Verteilung der Server werden die Ladezeiten für die Besucher minimiert, was sich positiv auf die Conversion-Rate auswirkt.
Caching-Strategien
Caching spielt eine zentrale Rolle bei der WooCommerce Performance Optimierung. Es gibt verschiedene Arten von Caching, die in Kombination genutzt werden sollten:
- Serverseitiges Caching: Auf der Serverseite wird durch zwischengespeicherte Daten die Belastung der Datenbank reduziert. Dies kann mithilfe von Caching-Plugins wie WP Rocket oder W3 Total Cache erreicht werden, die speziell für WooCommerce optimiert sind. Auch Hosting-Anbieter bieten oft eigene Caching-Lösungen an, die für eine bessere Performance sorgen.
- Browser-Caching: Durch Browser-Caching können statische Inhalte direkt im Browser des Nutzers gespeichert werden, sodass diese bei einem erneuten Besuch der Seite nicht erneut heruntergeladen werden müssen. Dadurch verringert sich die Ladezeit für wiederkehrende Nutzer erheblich.
- Object Caching: WooCommerce profitiert auch von Object Caching, das Datenbankabfragen zwischenspeichert und somit die Anzahl der Abfragen reduziert. Tools wie das bereits erwähnte Redis oder Memcached können hier sinnvoll eingesetzt werden.
Optimierung der Datenbank
Die Optimierung der Datenbank ist für die WooCommerce Performance ebenfalls entscheidend. Im Laufe der Zeit sammeln sich in der Datenbank viele unnötige Daten an, die die Performance beeinträchtigen können. Dazu gehören beispielsweise alte Bestellungen, abgelaufene Transienten oder nicht mehr benötigte Revisionen. Durch die regelmässige Datenbankpflege und die Nutzung von Tools wie WP Optimize können unnötige Daten gelöscht und die Tabellen optimiert werden.
Eine weitere Möglichkeit ist der Wechsel zu einer leistungsfähigeren Datenbankversion wie MySQL 8 oder MariaDB, die effizienter arbeiten und eine bessere Performance bieten. Zudem sollte sichergestellt werden, dass die Datenbank auf einem separaten Server oder zumindest einem separaten Dienst läuft, um die Last des Webservers zu minimieren. Diesen Punkt hat Matthias Reinholz wohl am meisten bentont.
Bildoptimierung
Bilder sind ein wichtiger Bestandteil jedes WooCommerce-Shops, können jedoch zu einer erheblichen Verlangsamung der Seite führen, wenn sie nicht optimiert sind. Eine der effektivsten Massnahmen zur Performance-Optimierung ist die Reduzierung der Bildgrösse ohne sichtbaren Qualitätsverlust. Hierfür gibt es eine Reihe von Tools und Plugins, die die Bilder automatisch beim Hochladen komprimieren. Auch wenn dies nicht explizit im Vortrag erwähnt wurde, ist es dennoch eine sehr wichtige Massnahme zur Performance-Optimierung, die jeder Händler berücksichtigen sollte. Zudem sollten moderne Bildformate wie WebP verwendet werden, die deutlich effizienter sind als herkömmliche Formate wie JPEG oder PNG.
Multi-Channel-Verkauf und Internationalisierung
Wer das Ziel hat, Umsätze von 10 Millionen und mehr zu erzielen, kommt um eine Internationalisierung nicht herum. Das einfache Bereitstellen einer Seite in mehreren Sprachen reicht dabei nicht aus. Vielmehr sollte für jedes Land eine eigene Seite mit spezifischem Marketing und angepasstem Produktangebot bereitgestellt werden. WooCommerce bietet hier die Möglichkeit, Multisite-Setups zu nutzen, um diesen Prozess effizient zu gestalten. Matthias ist ein grosser fan von WordPress-Multisite.
Die Nutzung von Multisite erlaubt es, verschiedene Länderversionen eines Shops effizient zu verwalten, wobei jedes Land eine eigene, individuell angepasste Seite erhält. Dies bietet nicht nur bessere Marketingmöglichkeiten, sondern erlaubt auch, rechtliche Anforderungen wie Steuern oder Versandbedingungen spezifisch für jedes Land anzupassen.
Fazit: WooCommerce Performance Optimierung als Schlüssel zum Erfolg
WooCommerce bietet unglaubliche Flexibilität und Kontrolle – aber diese Freiheit erfordert auch einiges an Planung und technischer Umsetzung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des WordPress Meetups in Basel haben wertvolle Tipps erhalten, wie man diese Herausforderungen bewältigt und das volle Potenzial von WooCommerce ausschöpfen kann. Ob Performance-Optimierung, die richtige Plugin-Auswahl oder die Frage nach der besten Architektur für einen skalierbaren Shop – es gibt viele Stellschrauben, an denen Entwickler und Händler drehen können.
Die WooCommerce Performance Optimierung ist ein kontinuierlicher Prozess, der mit der Auswahl der richtigen Hosting-Lösung beginnt und sich durch alle Bereiche des Shops zieht, von der Datenbankarchitektur bis hin zu Bildern und Plugins. Wer die beschriebenen Massnahmen konsequent umsetzt, kann nicht nur die Nutzererfahrung verbessern, sondern auch höhere Conversion-Rates und letztendlich höhere Umsätze erzielen.
Credits
Ein herzlicher Dank geht an Cyon, die das Event gesponsert haben, sowie an die Organisatoren Gina Bialas, Philipp Zehnder und Chraebs, die das Meetup zu einem Erfolg gemacht haben. Zusätzlich möchten wir darauf hinweisen, dass das nächste Zürcher WordPress Meetup am 2. Dezember 2024 stattfindet, und hierfür noch Speaker gesucht werden. Interessierte können sich gerne melden!
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