Commerce Report Schweiz 2022

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Der Commerce Report Schweiz untersucht seit 2009 jährlich, wie sich der Vertrieb an Konsumentinnen und Konsumenten unter dem Einfluss der Digitalisierung in der Schweiz entwickelt – als einzige Schweizer Studie aus Sicht der Anbieter. Prof. Wölfle und Prof. Dr. Leimstoll von der Fachhochschule Nordwestschweiz sowie Datatrans präsentieren den Commerce Report Schweiz 2022, die 15. und letzte Ausgabe der Studienreihe:

Werte und Services im Fokus des Handels

Auszug aus den Themen der Studie:

Teil 1: Standortbestimmung

  • Rückblick auf 2021, Ausblick und Trends 2022 bis 2024
  • Exkurs: Die Swiss Marketplace Group – ein grosser Coup!

Teil 2: Epochenwechsel und grössere Angebotsvielfalt

  • Die Merkmale des Epochenwechsels im Jahr 2020
  • Verschärfter Wettbewerb, notwendige Differenzierung
  • Mehr als Produkte: Wertorientierung und Services
  • Fazit: Die Zukunft bringt eine vielfältigere Angebotswelt

Teil 3: Status quo und Ausblick auf die Zukunft

  • Traditionelle Rollen in der Kette vom Hersteller zum Kunden
  • Erwartungen in einer Perspektive bis 2030

Der Commerce Report Schweiz behandelt den Einfluss der Digitalisierung auf die Entwicklung von Branchenstrukturen und Geschäftsmodellen für den Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen an private Konsumenten. Dieser 15. Bericht ist das Ergebnis einer umfassenden Erhebung im Frühjahr 2022 bei 32 in der Schweiz potenziell marktprägenden E-Commerceund Multichannel-Anbietern. Die Ergebnisse werden überwiegend aus den Aussagen der Experten des Studienpanels abgeleitet. Kapitel 9 beschreibt die Methodik.

2021 – das zweite Corona-Ausnahmejahr

Im zweiten Corona-Jahr 2021 erlebte der Schweizer Einzelhandel als Ganzes mit einem Plus von 3.2 % ein drittes Rekordjahr in Folge. Erstmals überschritt er die 100 MilliardenFranken-Schwelle. Rechnet man die E-Commerce-Umsätze unter der .ch-Domain heraus, liegt der Wert mit 90 Mrd. CHF lediglich auf der Höhe von 2011, zehn Jahre zuvor. E-Commerce insgesamt wuchs 2021 um 9.9 % auf 14.4 Mrd. CHF. Das entspricht etwa den Wachstumsraten der drei Jahre vor der Pandemie. Das Jahr 2020 mit einem Onlinewachstum von 27 % erweist sich damit als einmaliges E-Commerce-BoosterJahr. Der Anteil ausländischer Onlineanbieter stagnierte 2021, so dass deren Marktanteil das dritte Jahr in Folge sank.

Jahresbeginn 2022 – Eintritt in das neue Normal

Die Umsatzzahlen für das erste Halbjahr 2022 liegen vor: Beim GfK Markt Monitor Schweiz weisen die Daten eines Panels von 60 bedeutenden Unternehmen einen Rückgang von 5.7 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 aus. Der Markt Monitor Distanzhandel Schweiz, der sich auf rund 100 erfasste Anbieter abstützt, verzeichnet ein Minus von 6.1 %. Bei der Bewertung dieser Zahlen ist zu berücksichtigen, dass es im ersten Halbjahr 2021 einen Lockdown gab. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 liegt der 2022er Wert für den Gesamtmarkt ca. 5 % im Plus, der für E-Commerce ganze 47 %. Im langfristigen Vergleich ist das Niveau weiterhin sehr hoch. Dass die Normalisierung zunächst mit einem Dämpfer beginnen würde, kam für viele Studienteilnehmer nicht überraschend. Was den E-Commerce im Gesamtjahr 2022 angeht, erwartet eine klare Mehrheit wieder ein Wachstum.

Epochenwechsel und Perspektive bis 2030

Für die ganze Menschheit war die Pandemie eine Zäsur. In der Konsumgüterindustrie markiert sie einen Epochenwechsel: Glaubenssätze über Stationär versus Online verstummten. Für Konsumenten geht es um den maximalen Nutzen in der vernetzten Angebotswelt, für Anbieter um eine Anpassung der Positionierung, vielleicht sogar ums Überleben. Über Jahre hat sich der Strukturwandel eingeschlichen, nun beschleunigt er sich. Wie sich das in einer nahen Perspektive
bis 2024 und in einer längeren bis 2030 – unter stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – auswirken könnte, versucht dieser Studienbericht zu skizzieren.
Branchenintern sind es vor allem drei Entwicklungen, die die Branche verändern:

  1. Die fortschreitende, technologiegetriebene Auflösung der traditionellen Rollenmodelle bewirkt vor allem im Einzelhandel eine Überdistribution, die viele Anbieter zu einer Neuorientierung zwingt.
  2. Der Direktvertrieb von Marken und Herstellern ist normal geworden und erfordert eine genauer abgestimmte, auch besser vergütete Zusammenarbeit mit dem Handel.
  3. Digitale Plattformen bauen ihre Rolle in der Konsumgüterdistribution weiter aus Hinzu kommen als externe Faktoren die stärkere Werteorientierung von Kunden, Mitarbeitenden und Öffentlichkeit sowie die sich vermutlich noch länger hinziehenden Umbrüche in der globalen Arbeitsteilung bei Produktion und Logistik. Der zunehmenden Konzentration zum Trotz könnte die Angebotswelt im Jahr 2030 noch vielfältiger sein als heute.
    Denn die Digitalisierung erleichtert Erfolg in Nischensegmenten, die auf eine gestiegene wert- und serviceorientierte Nachfrage treffen. Die Waren an sich, so wird angenommen, werden teurer sein als heute. Vermutlich wird weniger eingekauft werden, aber wertvoller. Bei Anbietern gewinnen zwei Aufgaben an Gewicht: Stellvertretend für die Konsumenten das Geschäft mit einer zeitgemässen Werthaltung zu betreiben und den Verkauf mit bedarfsgerechten Services zu verbinden. Werte und Service rücken in den Fokus des Handels.

Das war ein Auszug aus dem Management Summary der Studie. Der komplette Studienbericht steht unter commerce-report.ch kostenlos zum Download zur Verfügung. Beitragsbild von Luis.